Alle miteinander...

»Einmal, alle hundert Jahre, trifft Jesus von Nazareth den Jesus der Christen in einem Garten zwischen den Hügeln des Libanon. Und sie sprechen lange; und jedesmal geht Jesus von Nazareth fort, indem er zum Jesus der Christen sagt: ‚Mein Freund, ich fürchte, wir werden niemals, niemals übereinstimmen.‘« [Kahlil Gibran; zitiert nach Hoffsümmer, Kurzgeschichten 2, S.70]


Liebe Leserin, lieber Leser,
ich weiß nicht, wann sich die beiden wieder treffen. Aber in der Zwischenzeit sollten wir auf den Geist setzen, der an Pfingsten sich der Jünger bemächtigte [s. Apg 2,1-11] und sakramental in der Firmung auch uns besiegelt, und ihn mit Stephen Langton bitten:


Komm herab, o Heilger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.


Vertrauend auf die Fülle der Geistesgaben lässt sich dann die Pfingstgeschichte vielleicht wieder rückentwickeln, dass wir alle – nicht wie jetzt übersetzt wird, „zusammen am selben Ort“ (Apg 2,1) sind, schon eher wie Luther übersetzt „alle einmuetig bey einander“ (Apg 2,1) sind – sondern wörtlich ganz offen wiedergegeben „alle miteinander auf das selbe sind“ (Apg 2,1).
Vielleicht kommen dann auch Jesus von Nazareth und der Jesus der Christen zur Übereinstimmung und das Wirken des Heiligen Geistes schafft endlich für uns, sein Volk, was die Pfingstsequenz abschließend in Aussicht stellt:


Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.


Frohe Pfingsten wünscht Ihr Pfarrer Walter Schmiedel